Ungefüge (Buchbesprechung)
24 September, 2021 - 11:06 by felix
“Was liegt daran, wer spricht?” Michel Foucault wollte bereits 1969 kein weiteres Mal das Verschwinden des/der Autor:in konstatieren, tat es dann aber doch wieder. Und etwa so lange dreht sich auch die Diskussion um Autor:innenschaft im Kreise, nicht zuletzt deshalb, weil auch die Kritik den/die Autor:in als Figur ins Zentrum stellt und wenn nur als Leerstelle, die es zu untersuchen gilt.
In einem der aussergewöhnlichsten Bücher der politischen Philosophie der letzten Jahre dreht Gerald Raunig Foucaults Frage um, ohne sie je direkt zu erwähnen. Als Problem erscheint nicht mehr der/die Sprechende, sondern die Sprache selbst. Denn es ist in der Sprache – als Struktur wie als Praxis – in der sich das Subjekt konstituiert. Dieses Subjekt ist heute dividuell, endlos teil- und wieder zusammensetzbar in der grossen Datenbanken der digitalen Konzerne, algorithmisch konstruiert, reibungslos und umfänglich verfügbar für smarte Strategien der Kontrolle und In-Wert-Setzung. Die hegemoniale Form, in der sich diesse Prozesse vollziehen, ist die Quantifizierung und das Ziel ist Optimierung.