Ich war als Gast bei Kultur-Kompakt, Schweizer Radio DRS. Nur am Radio gelten 16 Minuten als "kompakt", wunderbar!
Felix Stalder ist Professor für digitale Kultur an der Zürcher Hochschule der Künste. Er beschäftigt sich mit dem Wechselverhältnis von Gesellschaft, Kultur und Technologien. Als Gast im Studio redet er über Gefahren und Chancen der sozialen Medien - und warum er lieber Twitter als Facebook nutzt.
Ich habe den Eintrag zur "Wissensgesellschaft" für Smarte Worte. Das kritische Lexikon der Digitalisierung verfasst. [ PDF]
Aus dem Vorwort der HerausgeberInnen:
Immer weitere Bereiche unseres Alltags und unseres öffentlichen Lebens werden von intransparenten und nicht mehr nachvollziehbaren technischen Systemen beeinflusst oder gar gesteuert. Der US-amerikanische Juraprofessor Frank Pasquale spricht in diesem Zusammenhang von einer Black-Box-Gesellschaft. Angesichts der zu befürchtenden und schon jetzt zu beobachtenden Entdemokratisierungstendenzen ist es unserer Ansicht nach dringend an der Zeit für ein kritisches Auspacken dieser algorithmischen Systeme und der dahinterstehenden Geschäftsmodelle des Überwachungskapitalismus.
Wissensgessellschaft
Wissensgesellschaft ist ein ambitionierter, aber höchst unscharfer Großbegriff, der besonders im deutschen Sprachraum oft anstelle des etwas zurückhaltenderen Begriffs Informationsgesellschaft verwendet wird. Der Begriff stammt aus den US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaften, die damit die Auswirkungen der wachsenden Komplexität von Verwaltung und Wirtschaft der Nachkriegsjahre zu fassen versuchten. 1957 sprach der Managementtheoretiker Peter Drucker erstmals vom Wissensarbeiter (»knowledge worker«), um damit eine wachsende Klasse von Angestellten in privaten wie öffentlichen Verwaltungs-, Entwicklungs- und Forschungsabteilungen zu bezeichnen, deren Aufgabe es war, komplexe, wissenschaftlich gestützte Tätigkeiten auszuüben. 1962 veröffentlichte der Makroökonom Fritz Machlup die empirische Studie »The Production and Distribution of Knowledge in the United States« in der er resümierte, dass bereits mehr als 40 Prozent aller Beschäftigten in der »Wissensökonomie« (»knowledge economy«) tätig seien. Die empirische Orientierung auf die US-Wirtschaft hatte zur Folge, dass stillschweigend vorausgesetzt wurde, dass die Wissensgesellschaft eine kapitalistische sei und Wissen als Eigentum zu behandeln sei. Daran hat sich bis heute wenig geändert.
Angesichts der Komplexität gegenwärtiger medialer Konstellationen bedarf es schon etwas Mut, den großen Wurf zu wagen und die ”Kultur der Digitalität" auf einen Nenner bringen zu wollen. Das Risiko, die Dinge verkürzt und verengt darzustellen, liegt auf der Hand. Und die meisten vermeiden es, indem sie ausschließlich auf bestimmte Aspekte, Entwicklungen oder Gegenstände fokussieren. Allerdings muss man sagen: Der Mut hat sich gelohnt. Der Band von Felix Stalder durchquert sehr unterschiedliche Felder, setzt sie auf teilweise unerwartete Weise zueinander in Beziehung und eröffnet gerade dadurch neue Perspektiven.
If you prefer to read, here is the manuscript of the talk.
Algorithms we need
Initially, I wrote this talk in German, but decided in the last minute to give it in English. However, I hate to translate my own texts. So the English you hear now is 85% machine translation and 15% corrections by me. Perhaps you can tell which is which. The accent is 100% me. Or should I say, Canadian English filtered through Swiss German? It's hard to draw boundaries, these days.
Anyway, let me start with three assumptions. First, we need algorithms as part of an infrastructure that allows social complexity and dynamics to meet our real challenges. Second, many of the algorithms are made poorly. I think, in particular, of those that shape day-to-day social practices, algorithms that do what sociologists call "social sorting" (David Lyon) or "automatic discrimination" (Oscar H. Gandy). However, this will be the third point, these issues of poor design are only part of the problem because there is no autonomous technology, even if it is called "intelligent" or "self-learning".
We need algorithms
When I talk about algorithms, I do not mean isolated computer code, but socio-technical systems and institutional processes that automate parts of decision-making.
This is a very old text. In fact, one of the first I've ever written, from 1997. I re-post it here because it has now been included in the new MIT Publication "Information" (edited by Sarah Cook), which is "one of a series documenting major themes and ideas in contemporary art." Unfortunately, there was a mistake in editing and now it appears erroneously as "information economy". Similar, but not quite the same :)
It's still a good text, even if the McLuhanite language feels a bit heavy. But as a historic document, I'm happy to see it re-published, particularly now that "ecological approaches" to media are once again becoming popular.
Information Ecology
A position paper (version 1.0) McLuhan Program in Culture and Technology, FIS, UofT, 1997
"New media are not bridges between man and nature: they are nature." Marshall McLuhan, 1969
Media build an integrated environment based on flows of information. Increasingly, this environment provides the primary setting for human agency. Information ecology aims at understanding the properties of this environment in order to use its potential, avoid its dangers and influence its development positively.
update 08.12.2017 Der Beitrag wurde nun auch auf 3sat ausgestrahlt und freundlicherweise auf Hochdeutsch synchronisiert :)
Gestern wurde ich vom Schweizer Fernsehen für die Nachrichtensendung 10vor10 zum Thema Facebook und News befragt. Eines meiner wenigen Interviews auf Schweizerdeutsch. Im Dialekt ist es immer schwierig ist, über Abstraktionen zu sprechen und ich glaube, man hört es....
Vom Hashtag zur Bürgerbewegung (28.09.2016). Der Beitrag von Heiko Behr geht der Frage nach, wie neue und konventionelle Protestformen zusammenhängen, am Beispiel von #BlackLivesMatter. Ich liefere dabei Hintergrund zu strukturellen Transformationen.
Bei Martin Wassermair waren Felix Stalder (Medientheoretiker, Publizist) und Gerfried Stocker (Leiter Ars Electronica Center) zu Gast.
Live gesendet am Donnerstag, 26. Mai 2016, 13.00 - 14.00 Uhr
Vor dem Hintergrund eines ungebrochenen Vormarschs digitaler und komplexer Technologien müssen sich immer mehr Menschen an der Verhandlung von sozialer Bedeutung beteiligen. Das bringt auch die bisherige kulturelle Ordnung zum Einsturz - doch die Zukunft ist völlig offen.
Im Mittelpunkt des TV-Gesprächs standen daher u.a. Fragen, welche politischen Schlussfolgerungen aus dieser Entwicklung zu ziehen sind, inwieweit ein technologischer Totalitarismus droht und warum unser Handeln bestimmt, ob wir in einer postdemokratischen Welt der Überwachung und der Wissensmonopole leben werden - oder vielleicht doch besser in einer Kultur der Commons und der Partizipation.