Abstract meines Beitrags:
"Geben lässt sich nicht ohne Nehmen denken. Gerade in komplexen
Problemlagen ist es die Freiheit der Aneignung, die erlaubt etwas
Generisches (für alle bereits Bestehendes) für einen spezifischen
Kontext relevant zu machen, sei das in Form eines Remixes, oder einer
Softwaremodifikation."
Zur Tagung:
„Open source, file-sharing, crowdfunding, peer production“ – die Welt der digitalen Kommunikation ist voller Wirtschaftspraktiken, die dem Geben und Schenken näher sind als dem Marktkauf. Zwar ist die Gabe durch Marcel Mauss’ „Essai sur le don“ in den Kanon der Kulturethnologie aufgestiegen, aber in der Wirtschaftswissenschaft gilt das Schenken eher als Fossil eines vorökonomischen Zeitalters.
Im Horizont der Digitalisierung wird eine Wirtschaftswissenschaft notwendig, die, um mögliche Entwicklungen einer global vernetzten Kooperationsgesellschaft zu reflektieren, neben dem Paradigma der jeweils abgeschlossenen Tauschhandlungen zwischen beliebigen Personen auch das Paradigma der endlos unabgeschlossenen Gabe zwischen miteinander verbundenen Personen gelten lässt. Die Tagung versammelt AutorInnen, deren Forschungen die sozialen Phänomene des reziproken Gebens und des ostentativen Schenkens beschreiben und verständlich machen. Sie thematisieren die sozialwissenschaftliche Wiederaufnahme des „Gabenparadigmas“ (Frank Adloff), sein Wirken in Organisationen und Gemeinwesen, seine Ausprägung in der Logik des Rechts und in den Narrativen der Literatur und seine Erscheinungsform in Kulturen, in denen die Versorgung mittels Markttransaktionen eine geringere Rolle spielte. Ihren gemeinsamen Bezugspunkt finden diese Studien in Beiträgen, die ausgewählte Fälle von Geben und Schenken in digitalen Netzwerken vorstellen.
KONZEPTION: Michael Hutter(Berlin) und Birger P. Priddat (Witten)