22. Berliner Kolloquium

25. April 2018
Karl Storz Besucher- und Schulungszentrum
Scharnhorststraße 3, 10115 Berlin

Programm

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Bahnbrechende technische Entwicklungen haben nicht nur unsere Alltagsabläufe und Gewohnheiten verändert, sondern auch unsere Wahrnehmungen und Gefühle – und in der Konsequenz die menschliche Existenz selbst. Nie wurde jedoch so lange und intensiv über die Auswirkungen einer technologischen Entwicklung auf die seelische Gesundheit diskutiert, wie nach der Einführung des Internets. Diese Diskussion zieht sich durch alle Teile der Gesellschaft, von den großen Feuilletons zu den neuen Medien bis an die Küchentische der Familien.

Die psychiatrische Forschung hing dieser Entwicklung lange hinterher. Mit den üblichen quantitativen Methoden lassen sich die Auswirkungen so tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungsprozesse in ihrer Komplexität nur schwer erfassen. Viele unterschiedliche Faktoren spielen bei den Auswirkungen der Technologien rund um die neuen Medien auf die menschliche Psyche eine Rolle: die Persönlichkeit des Nutzers, die Art der Nutzung und damit auch der jeweilige Stand der technischen Entwicklung.

Seit dem Frühjahr 2016 führt das Ladenburger Kolleg „Internet und seelische Gesundheit“ deshalb in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster und dem Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen umfangreiche Studien zu den Zusammenhängen zwischen verschiedenen Formen der Internetnutzung und psychischem Wohlbefinden durch. Neben den reinen Effekten der Internetnutzung lässt sich bei diesen Untersuchungen bereits ein grundlegenderes Prinzip erkennen: Menschen begegnen technischem Fortschritt häufig entweder mit Euphorie oder mit Skepsis – aber selten mit Vernunft. Dies steht in direktem Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Veränderungen der Moderne: den neuen Freiheiten und dem Verlust an Halt und Struktur.

Beim Berliner Kolloquium am 25. April 2018 werden Forscher und Denker verschiedener geistes- und naturwissenschaftlicher Disziplinen diesem Zusammenhang genauer nachgehen. Dabei sollen gesellschaftliche Reaktionen auf technische Innovationen diskutiert und in einen größeren Kontext eingeordnet werden. Die entscheidende Frage ist der Umgang mit technischem Fortschritt in einer Zeit, in der Entwicklungen so schnell voranschreiten, dass es kaum noch möglich ist, jede einzelne gründlich zu untersuchen, bevor sie allgemeine Verbreitung findet. Ziel der Veranstaltung ist es, Vorschläge zu unterbreiten, wie solch ein Vorgehen in Zukunft aussehen kann und welche Rolle Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger und Interessenvertreter der Wirtschaft dabei spielen können und müssen. Neben Vorträgen und Diskussionen werden künstlerische Installationen am Veranstaltungsort die thematisierten technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erfahrbar machen und die Besucher zur Teilnahme einladen.

Referenten:
Prof. Dr. Mazda Adli
Jens Bergmann
Kathrin Passig
Prof. Dr. Felix Stalder

Wissenschaftliche Leitung:
Dr. Jan Kalbitzer
Prof. Dr. Tobias Matzner
Prof. Dr. Thorsten Quandt