Freitag 24.06.2016
16:00 – 18:00 Uhr
MAK - Museum für Angewandte Kunst, Wien

„Kultur der Digitalität“ Buchpräsentation und Diskussion, moderiert
von Armin Medosch
Im Rahmen der Ausstellung von Technopolitics

Felix Stalder, Professor für digitale Kultur und Netzwerktheorie an der Zürcher Hochschule der Künste zählt zu den wichtigsten Theoretikern der Netzwerkgesellschaft, international und im deutschsprachigen Raum. Seine Arbeiten über Manuel Castells, ebenso wie seine Texte und Vorträge über die digitalen Gemeingüter haben bereits aufhorchen lassen. Nun legt er mit „Kultur der Digitalität“(Suhrkamp, 2016) ein bahnbrechendes deutschsprachiges Buch vor. Es bietet eine Analyse des tiefgreifenden Wandels der Kultur unter dem
Einfluss der Digitalität. Stalder liefert eine innovative Mediensoziologie, die ihre Begriffe aus dem Gegenstand schöpft und Empirie mit analytischer Schärfe zu verbinden weiß. Das Buch ist in seinem Ansatz, der Technik und Kultur gemeinsam und untrennbar voneinander denkt, durch und durch technopolitisch.

Abstract:
"Referentialität", "Gemeinschaftlichkeit" und "Algorithmizität" wurden zu den charakteristischen Formen der Kultur der Digitalität, weil sich immer mehr Menschen auf immer mehr Feldern und mithilfe immer komplexerer Technologien aktiv in die Verhandlung von sozialer Bedeutung einschreiben (müssen). Sie reagieren so auf die Herausforderungen einer chaotischen, überbordenden Informationssphäre und tragen zu deren weiterer Ausbreitung bei. Die Allgegenwart dieser Formen macht es sinnvoll, überhaupt von der Kultur der Digitalität im Singular zu sprechen.

Dennoch existiert eine verwirrende und konfliktreiche Vielfalt von Akteuren, Projekten und Institutionen ko-existieren gleichzeitig. In Summe lassen sich aber zwei große politische Entwicklungen ablesen. Die eine bewegt sich hin zu einer im Kern autoritären Gesellschaft, die andere hin auf eine radikale Erneuerung der Demokratie durch die Ausweitung der Beteiligung an kollektiven Entscheidungen. In beiden Fällen werden nicht einfach ein paar Facetten der bestehenden Ordnung verändert. Vielmehr führen beide letztlich zu einer neuen politischen Konstellation jenseits der liberalen repräsentativen Demokratie.