Nach den Snowden-Enthüllungen schien die Sache klar: Die Digitale Agenda der Bundesregierung propagierte die noch bessere Verschlüsselung unserer Daten. Doch jetzt will der Innenminister größeren Zugriff. Diese Forderung nach dem Eintritt durchs Hintertürchen wird sich nicht umsetzen lassen, meint der Medienwissenschaftler Felix Stalder.
Erst brachten die Enthüllungen von Whistleblower Edward Snowden das Innenministerium in Aufruhr: Eine konsequente Verschlüsselung sensibler Daten sei das einzig wirksame Mittel gegen Digital-Spione - nachzulesen ist das in der Digitalen Agenda der Bundesregierung. Nach dem Attentat auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" wiederum wird nun aus Sicherheitsgründen das genaue Gegenteil gefordert. Was ist von all dem zu halten?
Der Vorstoß nach einer sicher verschlüsselten ".de"-Mail sei nur halbherzig gemacht worden, sagte Felix Stalder, Medienwissenschaftler an der Zürcher Hochschule der Künste, im Deutschlandradio Kultur. "Und auch jetzt auch dieser Versuch, sozusagen überall eine Backdoor einzufordern, wird sich so nicht umsetzen lassen." Technische wie politische Gründe würden das Innenministerium daran hindern, den totalen Zugriff durchzusetzen. Zudem würde das "Abgreifen" gezielter Einzeldaten ungleich höhere Kosten verursachen als das Absaugen von Massendaten.
Unantastbar wie das Briefgeheimnis
Der Wert verschlüsselter Daten sei hoch - es könne und dürfe keinen Weg zurück geben. "Ich glaube, die Möglichkeit von Bürgern aber auch von Unternehmen, aber auch von Organisationen, vertraulich zu kommunizieren, ist absolut essentiell für das Funktionieren einer Gesellschaft." So wie zu Zeiten der ausschließlich analogen Kommunikation das Briefgeheimnis als unantastbarer Wert einer demokratischen Gesellschaft angesehen worden sei, müsse das Datengeheimnis auch im digitalen Zeitalter ein unverrückbarer Wert bleiben.